Seealpen 10.2000


Nachdem es mir in Susa so gefallen hat bin ich anfang Oktober nochmal alleine hingefahren. Diesmal sollte es aber mehr zum erkunden der Seealpen mit dem PKW sein. Das Bike war natürlich trotzdem dabei. Die Seealpen verlaufen an der Grenze von Frankreich/Italien. Sie erstrecken sich bis ans Mittelmeer. In einem alten Offroadführer habe ich die Beschreibung von zwei Grenzkammstrassen gefunden die man mit einem "no 4 Weel drive" fahren kann. Ich hatte mir vorgenommen zuerst die Asietta Grenzkammstrasse und dann die Lingurische Grenzkammstrasse zu fahren.
 
 
Diesmal bin ich über Schweiz und Frankreich nach Susa gefahren. Um die Kosten für das Frejus Tunnel zu sparen bin ich über den Mount-Cenis (2080m) gefahren. Die Wolkenobergrenze lag bei 2000m. Hier der Blick richtung Susa (Po Ebene). Jetzt erst mal runter nach Susa. Ich tauche ein in die Waschküche. Im Ort (500m) Sitze ich erst mal fest. Die Tankstellen und Geschäfte machen erst wieder ab 16:00 Uhr auf. Ich überlege ob ich lieber hier übernachte. Hier beginnt die Auffahrt zur Asietta Grenzkammstrasse. Für die nächsten 60Km ist nur noch Schotterweg angesagt. Da das Wetter hier unten aber so trist ist entschliese ich mich doch sofort weiterzufahren.
Die erste Etappe geht wieder auf über 2100m zum Colle Delle Finestere. Ich fahre eine Endlose enge Sepentienenstrasse die irgendwann nur noch geschottert ist. Die Sicht ist gleich Null. Dann auf einmal wird es Heller und ich bin wieder über den Wolken. Nur die letzten zwei Serpentienen schauen aus den Wolken raus. Auf dem Pass habe ich ein leichtes Orientierungsproblem. Mehrere Möglichkeiten und keine richtige Verschilderung. Ich wähle den richtigen Weg und versinke wieder in den Wolken. Mein Auto hält wacker durch. Die Schotterstrasse ist zwar holprig aber es gibt nur ganz wenige Stellen an denen man Aufpassen muss das man nicht aufsetzt.
Nach einer endlosen Fahrt, immer mal in und dann mal wieder über den Wolken, habe ich einen Übernachtungsplatz auf 2300m angesteuert. Diesen Platz kannte ich noch vom letzten mal. Ausser zwei deutschen Endurofahrern ist mir bis jetzt niemand begegnet.
Es wird Nacht. Als Großstadtmensch ist man es nicht gewohnt das man kein e Lichter in der Nacht sieht. ausserdem ist es ziemlich still. Nachdem die Sonne ganz verschwunden ist kommen die Sterne voll zur Geltung. Langsam wird es richtig Kalt. Ich verkriche mich in mein Auto und denke darüber nach dass ich mir doch mal eine  Standheizung einbauen sollte. Am nächten Tag fahre ich den Rest der Grenzkammstrasse bis Sestriere. Von dort aus Wechsle ich nach Frankreich. Auf dem Weg nach Briancon decke ich mich in Claviere nach mit den Megacrisini ein damit ich abends was zum knabbern habe.
Ich fahre mit dem Auto nach Nevache und erkunde mit dem Bike das Tal. Von hier aus kann man die Südseite des Col Du Galibier erreichen. Ich verkneife es mir dort hinunterzufahren und mache mir einen gemütlichen Tag in der Einsamkeit. Ein Übernachtungsplätzchen habe ich auch schon gefunden. Eigentlich wollte ich mal wieder auf einen Campingplatz aber der nächste offene ist 25Km entfernt. Ein Handy geht hier auch nirgends. Am nächsten Tag mache ich eine Tour zum Col de Echelle. hier kann man nach Bardonecchia sehen und in Italien geht das Handy immer. Ich verabrede mich mit einem Freund das wir uns in zwei Tagen am Mittelmeer bei Hyeres Treffen. Das Passt genau. Das Wetter hat hier jetzt gerade umgeschlagen und es regnet stark.
Die verbleibenden zwei Tage habe ich vor zum Col de Tende zu fahren und von dort aus die Lingurische Grenzkammstrasse zu fahren. Nachdem das Wetter sich erst ein bisschen gebessert hatte ist es dann immer schlechter geworden. Mittlerweile war ich schon mehrere Stunden unterwegs. Die Schottersrasse war zwar wesentlich schwieriger zu fahren als die Asietta aber sie war gut griffig. Nachdem es dann Dunkel wurde und keine Verschiderung seit Stunden zu sehen war. hatte ich langsam die Befürchtung daß der Regen in Schnee wechseln könnte und ich hier überwintern muß. Ich entschloss mich solange es geht weiterzufahren um wenigstens unter 2000m zu kommen. Laut sehr grober Karte musste demnächst ein Abzweig richtung Cuneo kommen. 

Von den nun folgenden Ereignissen habe ich keine Fotos. Die Umgebungsbendingungen liesen es nicht zu und ich habe zu diesem Zeitpunkt auch keinen besonderen Wert draufgelegt.
Mittlerweile war es Stockdunkel. Der Regen kam waagrecht und die Sicht lag bei 10m. Im Schrittempo habe ich mich Meter für Meter fortbewegt. An jeder grossen Pfütze (Es gab sehr viele) bin ich ausgestiegen und habe den Untergrund geprüft. Später hat sich dann rausgestellt dass ich den Abzweig nach unten verpasst habe und  die restliche Grenzkammstraße auch nicht mehr befahrbar ist. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich das nicht und habe mich eine extrem schwierige Serpentinenpiste nach oben gekämpft. Irgendwann bin ich dann genau auf dem Berggrat auf ein kleines Plato gekommen. Hier war die Piste zuende. Der Wind hat hier so geblasen dass das ganze Auto gewackelt hat. Jetzt war wenden angesagt. Anstelle wie bis jetzt jedesmal habe ich die grosse Wasserlache nicht genauer untersucht und bin einfach reingefahren. In dem Augenblick als ich den Fehler bemerkte machte es auch schon einen dumpfen Schlag und beide Vorderräder waren in der Pfütze so tief eingesunken, daß das Wasser bis zum Einstieg in den Türen stand. Der Wagen lag vorne mit der Stosstange auf dem Boden auf  und bewegt sich keinen Milimeter mehr. Nach kurzer Zeit konnte man erkennen daß sich die Pfütze noch immer weiter füllte und der Wagen auch weiter einsank. Zuerst habe ich dann mit meinem Kochgeschirr einen Abflussgraben gebaut und dann aus der näheren Umgebeung Flache Steinbrocken geholt. mit diesen habe ich dann erst eine Auflagefläche in der Pfütze für den Wagenhaber gebaut und dann nachdem ich je rechts und links den Wagen hochkurbeln konnte Steine unter die Vorderräder gelegt. Mittlerweile war ich vollständig aufgeweicht und duch das Hantieren in der knietiefen Pfütze total ausgefrohren. Jetzt nur noch gschwind für beide Vorderräder eine Rampe bauen und die Hinterräder auch mit Steinen versorgen. Nun stand der Wagen wieder einigermassen so da dass man die Hoffnung haben konnte rückwärz aus der Pfütze zu kommen. Nachdem ich alles was flach und griffig war unter dem linken Hinterrad ausprobiert hatte stand fest dass es so nicht klappen wird. Durch das Differnzial hat immer nur das linke Hinterrad durchgedreht. In einem letzten verzweifelden versuch habe ich dann rechts vorne den Wagenheber angesetzt und so hoch es ging hochgekurbelt. Jetzt hatte ich mehr Druck auf dem linken Hinterrad. Ins Auto sitzen und Handbremse voll anziehen. Dann Vollgas geben. Die Kupplung kommen lassen bis der Motor am optimalen Drehmoment dreht (2500U/min). Dann die Handbremse langsam öffnen. Auf einmal hat er sich bewegt. Der Wagenheber ist zur Seite Weggekippt und wurde von Vorderrad begraben. Ich bin zwar ein gutes Stück rausgekommen aber jetzt hängt er wieder. Nur Stand jetzt das Vorderrad auf dem Wagenheber. Nach einer Endlosen Buddelei habe ich ihn von da unten vorbekommen. Jetzt das gleiche Spiel nochmal. Als es dann wieder geklappt hat hätte ich fast vergessen wieder anzuhalten. Einige cm vor der Felswand kam er dann zum stehen.
Der Wagen ist frei. Ich bin total fertig und kann mich vor lauter Kälte kaum noch bewegen. Alle Klamotten sind naß und der Wagen ist innen auch Total aufgeweicht. Ich lassen den Motor laufen und lege mich ins Auto. Es ist ein Uhr nachts. Einigemale wache ich kurz auf weil das Auto heftig wackelt. Morgens warte ich bis es eigentlich hell werden müsste und ich dann endlich sehen kann wo ich bin. Es ist aber nur noch nebliger und es schüttet immer noch. Ich entschließe mich den Weg wieder zurückzufahren bis an eine Stelle bei der ich in der letzten Nacht unsicher war ob es sich nicht doch um den Abzweig nach unten handelt. Die Abfahrt wird extrem schwierig, da ich in den engen Serpintinen ohne Allrad definitiv nicht zurücksetzen kann. Ich schaue mir jede Kurve genau an um die Optimale Linie zu finden. Irgendwann stehe ich an einer Gabelung und wähle die vermeindlich flachere, da der andere Weg viel steiler aussah als ich in Erinnerung hatte. Ein Fataler Fehler. Nach kurzer Zeit erkenne ich daß ich falsch bin. Der Weg ist jetzt aber so schmal dass wenden unmöglich ist und zurücksetzen ohne einweisung wegen dem starken Regen und dem extrem schmalen Weg nicht geht. Ich gehe zu fuß den weg ab und komme nach ca. 2km an eine breiter Stelle an der man wenden kann. Das wenden klappt auch ohne Probleme. Auf dem Rückweg stellt sich jetzt  aber heraus daß sich der Untergrund hier erheblich verändert hat. der Boden ist jetzt viel lehmiger. nach einer Senke ist es dann soweit beim Gegenanstieg bleibe ich hängen. Mehrere Anläufe mit Schwing holen, Handbremse und Matten helfen nicht. Dann beim Zurücksetzen passiert es. Zuerst rutscht das Hinterrad nach aussen und dann beim Gegenlenken auch noch das Vorderrad. Der geht zwar nicht extrem Steil nach unten aber zum Umfallen reichts. Mit grossen flachen Steine baue ich abermals eine Rampe um die Räder wieder auf den Weg zu lenken. nach einigen Stunden habe ich es geschafft. Ich fahre soweit ich kann den Weg nach oben. Ohne fremde Hilfe geht jetzt nochts mehr. Ich kann auch nicht mehr.

Genau in diesem Augenblick kommt eine Schafsherde mit drei Personen vorbei. Sie Versuchen mit Schieben mir zu helfen. Es geht auch ein ganzes Stück weiter aber es reicht halt doch nicht. Da wir keine gemeinsame Sprache sprechen fällt die Verständigung ein bisschen schwer. Er gibt mir zu verstehen dass er Hilfe holt. Es wird aber mindesten 6 Stunden dauern. Nach 7 Stunden erscheint ein Landrover in der Ferne. Wie sich rausstellt ist es die Polizei. Sie kommen hier Normalerweise wohl nicht vorbei, haben aber mein Auto vom Tal aus gesehen. Nach einigem hin und her Organisieren sie einen anderen Geländewagen (Nissan) der mich hochschleppen soll. Das Problem ist, dass der Weg nach aussen abfällt und auf der Innenseite der Blanke nasse Fels kaum halt bietet. Das Abschleppen mit einem langen Seil klappt. Einmal rutsch mir das Heck zwar wieder auf die Aussenseite aber der Schlepper zerrt mich wieder auf den Weg. Oben Angekommen Zittern mir die Hände.
Danach gehen wir im Ort in eine Bar um etwas zu Trinken. Nach einer herzlichen Verabschiedung stehe ich in Monesi auf einer Asphaltierten Strasse, lebe noch und mein Auto ist auch noch da. Ich bin ganz Froh.
Jetzt aber mit Volldampf zum den Treffpunkt ans Meer. Abends um 10:00 Uhr Treffe ich meinen Freund. Wir Übernachten auf einem Parkplatz im Ort.
Es ist morgen. Die Sonne scheint es ist angenehm warm. Meine Hände sind total zerschnitten. Ich kann kaum etwas anfassen. Wir organisieren uns ein gutes Frühstück und Fahren ans Meer. Dort ist es soooooo schön das wir die nächsten zwei Tage dort verbringen.
 

 
 
 
 
 

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